In meiner Reihe "Mamasein in..." geht es heute in die USA, genauer gesagt nach Alamogordo in New Mexiko. Dort lebt Julia seit Dezember 2014 mit ihrem Mann Martin und ihren beiden Söhnen Samuel, 4,5 Jahre alt und Jonathan 2 Jahre.
Die Familie in Alamogordo, Quelle: Julia privat |
Julias Mann ist bei der Bundeswehr und wurde dort nach Holloman, so heißt dort die Base, versetzt. Eigentlich für drei Jahre, sie konnten dann aber noch ein halbes Jahr verlängern. Dieser deutsche Standort wird nun geschlossen und nach Jagel verlegt. Daher kommt die Familie bald zurück nach Deutschland.
Julia ist Gemeindereferentin/Religionslehrerin in der katholischen Kirche, aber in den USA ist sie Mutter und Hausfrau.
Kindergeburtstag in New Mexiko, Quelle: Julia privat |
Am liebsten verbringt die Familie, soweit es geht, ihre Zeit draußen. Aber ab Ende April bis Ende September ist es sehr heiß, das heißt knapp 40 Grad und die Luftfeuchtigkeit liegt bei knapp 25%, also eine sehr trockene Hitze.
Entweder sie besuchen das wunderschöne Nationalmonument White Sands oder fahren in die Berge hoch nach Ruidoso oder Cloudcroft, wo es immerhin 10 Grad kühler ist. Die schönen Urlaube waren natürlich die Highlights.
White Sands Quelle: Julia privat |
Die Familie hatte bis vor Kurzem einen Van und mit dem sind sie bis nach Chicago, Niagara Falls, runter über Memphis nach Pensacola und rüber über Houston, Dallas, Alamogordo oder hoch bis Mount Rushmore gefahren. Und rüber nach San Diego und die tollen Nationalparks Grand Canyon, Zion und Bryce Canyon anschauen. Sie nutzten jedes verlängerte Wochenende, um aus der Kleinstadt Alamogordo herauszukommen.
Was für ein toller Kaktus! Quelle: Julia privat |
Das Autofahren von mehreren Stunden am Tag machte der Familie dann fast nichts mehr aus, weil die Straßen immer geradeaus gehen und sehr wenig Verkehr ist. Einmal sind sie für ein verlängertes Wochenende bis nach San Antonio gefahren, 10 Stunden hin und 10 Stunden zurück. Wirklich verrückt, wie Julia sagt. Aber den Kindern machte das lange Autofahren nichts mehr aus.
Und hier kommt das Interview mit Julia.
1) Wir bereiten sich die Mütter in New Mexiko auf die Geburt des Kindes vor?
Ich habe hier in New Mexico meinen zweiten Sohn Jonathan bekommen. Da wir ja durch die Bundeswehr eine deutsche Gemeinschaft haben, konnte man sich vorher schon ein wenig informieren wie es hier so abläuft mit dem Schwanger sein und Kinder kriegen. Es gibt hier nicht so viele Frauenarztkontrollen und CTGs wie in Deutschland. Wenn man natürlich Beschwerden hat kann man zum Arzt gehen, aber ansonsten wird nicht viel kontrolliert. Es werden aber zu Beginn ziemlich viele Ultraschallbilder gemacht und auch in 3D, das fand ich sehr spannend.
Die ganze Familie in South Carolina, Quelle: Julia privat |
Es gibt hier keine Hebammen, sondern Doulas. Sie dürfen keine medizinische Untersuchungen vornehmen, helfen dir aber vor der Geburt, erstellen mit dir einen Geburtsplan was du möchtest und was du nicht möchtest, sie sind während der Geburt die ganze Zeit dabei und danach helfen sie auch im Haushalt mit. Interessant fand ich, dass die Jungs hier in den USA automatisch beschnitten werden, wenn man nicht ausdrücklich sagt, dass man es nicht will!
Geburtsvorbereitungskurse bzw. Rückbildungskurse werden hier nicht angeboten, außer über Deutsche, die sich dann zusammen tun. Auch bei den amerikanischen militärischen Frauen gibt es immer mal wieder Gruppen wie, z.B. eine Breathfeeding Group oder mummy and me Group. Ich bin ehrlich gesagt froh darüber, meinen ersten Sohn in Deutschland bekommen zu haben, dann wusste ich schon einige Basics, wie man mit einem Baby umgeht, wie das Stillen geht usw..
Julias Söhne, Quelle: Julia privat |
2) Wo findet die Geburt statt und sind die Väter der Kinder oder andere Verwandte dabei?
Die Geburt findet wie bei uns normalerweise im Krankenhaus statt, manche wünschen sich auch eine Hausgeburt oder es gibt auch Geburtshäuser. Da muss man aber ziemlich weit fahren. Ich konnte bei meiner Geburt meinen Mann, eine Fotografin (eine gute Freundin von mir macht total schöne Birthpicture - es ist einfach einmalig, wenn man es noch einmal auf schwarz-weiß sehen kann) und meine Doula dabei haben. Es half mir sehr, dass meine Doula die ganze Zeit dabei war. Es ging nämlich leider die ganze Nacht.
3) Wie gestaltet sich die erste Zeit mit dem Neugeborenen? Gibt es in New Mexiko auch so etwas wie Elternzeit?
Die Frauen gehen hier meistens nach 4-6 Wochen wieder Arbeiten. Je nachdem wie man es sich leisten kann. Eine Elternzeit gibt es hier nicht. Es gibt auch keinen Mutterschutz. Die Frauen arbeiten hier bis zum letzten Tag oder nehmen ihren Jahresurlaub der bei 10 Tagen pro Jahr liegt. Nach der Geburt bleibt man meistens 1-2 Tage im Krankenhaus und kommt dann nach Hause.
4) Ab wann gehen die Kinder in den Kindergarten?
Kindergarten wird das letzte Jahr vor der Schule genannt. Die Kinder gehen ziemlich früh mit 12 oder 18 Monaten in die TOT School. Danach kommt 2grade and 3grade and in the 4grade they have the preschool, das ist die Vorschule wie bei uns das Vorschuljahr.
Nach dem 4. Jahr im Kindergarten, meistens sind die Kinder 4,5 oder 5 Jahre alt, haben sie eine Graduation. Wie man es aus den Filmen kennt, mit der Robe und dem Hut. Sie feiern damit eigentlich jeden Abschluss Kindergarten, Elementary School, Highschool,Collage.
Man muss noch dazu sagen nicht jede Familie kann sich ein Kindergartenplatz leisten. Es ist erstaunlich teuer. Einen Platz kostet im Monat ca. 400$. Es gibt auch viele Mütter, die ihre Kinder zu Hause unterrichten - Home Schooling.
Der erste Tag im Kindergarten vom Jüngsten/ Quelle: Julia privat |
5) Und wann beginnt die Schule?
Die Schule beginnt mit 5 Jahren.
6) In Deutschland liegt die Erziehung des Kindes mittlerweile ja hauptsächlich bei den Eltern. Ist das in New Mexiko auch so oder sind dort weitere Verwandte beteiligt?
Es ist hier schon ein größerer Familienzusammenhalt vorhanden als in Deutschland. Obwohl ich auch glaube, dass viele amerikanische Familien auch weit auseinander wohnen und viele Freunde und Bekannte bei der Erziehung helfen. Und die Kinder gehen hier sehr lange in den Kindergarten oder auch in die Schule.
Die Natur in New Mexiko, Quelle: Julia privat |
7) Wie wichtig ist Euch die Familie?
Sehr wichtig!! Sie steht an erster Stelle. Leider sind die Eltern meines Mannes schon verstorben. Aber gerade meine Eltern sind jetzt für meine Kinder die einzigen Großeltern und wir freuen uns jetzt, nach dieser langen Zeit des getrennt seins, auch bald wieder zusammen zu sein. Meine Eltern wohnen 60 Km von uns entfernt und da mein Mann nun aus der Bundeswehr (nach 12 Jahren) raus geht und auch noch eine Arbeitsstelle vor Ort in Landsberg am Lech bekommen hat, freue ich mich umso mehr, Familie vor Ort zu haben. Ich denke, für die Kinder ist es einfach wichtig, auch noch andere Bezugspersonen im Leben zu haben. Ich merke schon, dass sie sehr auf mich und meinen Mann fixiert sind.
8) Jedes Land hat ihre traditionellen Gerichte. Was essen Kinder in New Mexiko gerne?
Viel Fast Food, Sandwiches, Mac and cheese (Nudeln mit viel Käse), manche achten auch darauf, dass sie sich gesund ernähren. Es wird auch viel mexikanisch gegessen, da wir ja an der Grenze sind zu México. Es gibt Faijtas, Tacos, Tortillias mit Bohnen.
Tacos, Quelle: Pixabay |
9) Und sieht die Brotdose für die Schule genauso aus, wie bei den deutschen Kindern?
Nein! Es gibt viel zu viel Fertigessen, alles schon geschnitten und verpackt in Plastik natürlich. Was sie genau in der Schule mitnehmen, kann ich nicht sagen, aber was sie im Kindergarten bekommen. Natürlich Donuts, Pommes, viel frittiertes Essen. Samuel hat Gott sei Dank im Kindergarten seine eigene Brotzeit mitbringen können.
Donuts, Quelle: Pixabay |
10) In Deutschland schlafen die Babys und Kinder früh in eigenen Betten und Kinderzimmern oder die Familien haben sogenannte Familienbetten. Wie schlafen die Babys und Kinder in New Mexiko?
Ich denke genauso wie in Deutschland. Man kennt auch die Beistellbetten, bzw. dann das Babybett. Je nach Platz denke ich werden sie auch mit den Geschwistern zusammen schlafen. Weil Kinderarm sind sie hier nicht.
Zum Geburtstag eine Pinata, Quelle: Julia privat |
11) Was ist Deiner Ansicht nach in der Erziehung von amerikanischen Kindern anders, als bei deutschen Kindern?
Dazu kann ich gleich sagen: die Medien!! Sie schauen schon von klein an viel Fernsehen, Phones oder Tablets. Sogar im Kindergarten gibt es einen Fernseher.
White Sands, Quelle: Julia privat |
12) Wie wichtig ist der Glaube und gibt es besondere Festtage?
Uns ist der katholische Glaube sehr wichtig und wir versuchen ihn auch im Familienalltag zu leben. Hier in Alamogordo leben viele evangelische Christen, aber es sind auch sehr viele verschiedene Kirchen zu finden wie zb. die Amish People, die ja auf alle mögliche Technik verzichten.
Aber den Floskel „God bless you“ wird sehr oft benutzt, ob man gläubig ist oder nicht. So viele kirchliche Festtage, wie wir sie jetzt aus Deutschland her kennen, habe ich nicht erlebt. Aber Samuel ging in einen kirchlichen Kindergarten und da muss ich sagen, hat er sehr viel aus der Bibel erzählt bekommen und sie haben auch immer vor dem Lunch gebetet.
13) Lebt ihr zu Hause mehr wie eine deutsche oder wie amerikanische Familie?
Wir leben wie eine deutsche Familie aber natürlich hat man sich ein paar amerikanische Eigenheiten angewöhnt. Aber da wir Christen sind leben wir nach dem Kirchenjahr und feiern auch die Feste, wenn es auch ein wenig schwierig ist im Ausland.
Vielen Dank liebe Julia, für das schöne Interview und den spannenden Einblick in das "Mamsein in New Mexiko".
Quelle: Julia privat |
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Wenn
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Und hier könnt Ihr alle bisherigen Interviews in meiner Reihe "Mamasein in ..." noch mal nachlesen:
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