Auf meinem Blog gibt es gerade ziemliche Temperaturschwankungen und heute wird es mal richtig warm. Denn es geht nach Kalifornien zu Sonja und ihrer Familie.
Hallo liebe Sonja, vielen Dank, das Du bei meiner Interviewreihe mitmachst. Erzähle mir gerne etwas über Dich. Wie Du nach Kalifornien gekommen bist, was Du dort machst und wie Ihr als Familie dort lebt.
Hallo liebe Sonja, vielen Dank, das Du bei meiner Interviewreihe mitmachst. Erzähle mir gerne etwas über Dich. Wie Du nach Kalifornien gekommen bist, was Du dort machst und wie Ihr als Familie dort lebt.
Ich bin 1998 für meine Doktorarbeit in der Kernphysik in die USA gegangen. Danach habe ich dort eine Trainingsstelle in der Medizinphysik bekommen, dann die erste Professur, und so ergab sich eines nach dem anderen. 2007 bin ich von meinem damaligen Chef nach Kalifornien rekrutiert worden, wo ich das Klima und die Kultur sehr genieße. Der Winter ist optional - man kann immer mal in die Berge fahren, wenn man Schnee braucht.
1) Wir bereiten sich denn die Mütter in Kalifornien auf die Geburt des Kindes vor? Gibt es Kurse, Hebammen, regelmäßige Frauenarztkontrollen?
Krankenhäuser bieten Geburtsvorbereitungskurse an. Wenn man krankenversichert ist, geht man einmal im Monat zum Frauenarzt. Gegen Ende der Schwangerschaft wird man alle zwei Wochen und im letzten Monat jede Woche untersucht. Hebammen gibt es in den USA zwar auch, aber sie spezialisieren sich eher auf Hausgeburten. Doulas werden immer beliebter, vor allem weil viele werdende Mütter weit von ihrer Familie entfernt wohnen. Für Mütter die in dünn besiedelten ländlichen Gegenden leben, können die Wege aber doch sehr weit sein. Besonders im Winter, wenn Straßen in den Gebirgen durch Schnee unpassierbar werden, ist die medizinische Versorgung schwieriger.
2) Wo findet die Geburt statt und sind die Väter der Kinder oder andere Verwandte dabei?
Die meisten Geburten finden in Krankenhäusern statt. Es gibt in größeren Städten Geburtshäuser, die an Krankenhäuser angeschlossen sind. Manche Mütter entscheiden sich für Hausgeburten. In den meisten Krankenhäusern kann man während der Geburt bis zu zwei erwachsene Begleiter seiner Wahl mitbringen. Meist sind das die Väter, aber manchmal kommt auch die zukünftige Oma, ein Schwester oder gute Freundin mit.
Quelle: Sonja privat |
3) Gehen die Kinder in den Kindergarten?
Da die Elternzeit oft kurz und unbezahlt ist und die Lebenshaltungskosten in Kalifornien sehr hoch sind, arbeiten oft beide Eltern. Die Kinder gehen daher schon sehr früh in eine Kinderkrippe, oft auch ganztags. Die meisten Kinder sind spätestens mit zwei Jahren in der Kita, da großen Wert darauf gelegt wird, dass Kinder früh lernen sich in einer Gruppe Gleichaltriger zurechtzufinden. Allerdings sind die Kitas hier sehr teuer, da es keinerlei staatliche Zuschüsse gibt. Die Halbtagskita für meinen 3.5 Jahre alten Sohn kostet $238 pro Woche; $289 Ganztags. Nannies sind vergleichsweise günstig, daher sind “Nanny-Shares” beliebt. Unser Sohn hat neben der Teilzeitkita noch ein Au Pair.
Quelle: Sonja privat |
4) Und wann beginnt die Schule?
Die Grundschule beginnt im Herbst nach dem 5. Geburtstag und geht bis zur 6. Klasse. Für Kinder, die zwischen dem 1. September und 31. Dezember fünf werden, gibt es in Kalifornien einen "Transitional Kindergarden", wo die Kinder drei Stunden am Tag an die Vorschule herangeführt werden. Das ist besonders für Kinder aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien wichtig, wo Kinder wegen der Kita-Kosten oft zu Hause in der Familie betreut werden. Immer mehr Schulen in Kalifornien werden zweisprachig geführt (Englisch/Spanisch oder Englisch/Mandarin). Es gibt viele zweisprachige Familien, die ihre Kinder noch zusätzlich halbtags am Samstag in eine Sprachschule schicken.
5) In Deutschland liegt die Erziehung des Kindes mittlerweile ja hauptsächlich bei den Eltern. Ist das in Kalifornien auch so oder sind dort weitere Verwandte beteiligt?
Das ist in Kalifornien sehr ähnlich wie in Deutschland. Allerdings gibt es große Unterschiede je nach dem kulturellen Hintergrund. Kalifornier, die aus dem asiatischen Raum stammen, haben oft Großmütter die mindestens halbtags und oft auch ganztags die Kinder erziehen, während die Eltern arbeiten. Ich habe zwei Kolleginnen (China und Korea), wo die Omas jeweils für drei Monate abwechselnd auf Besuch einfliegen und sich bei der Kinderbetreuung abwechseln. Es ist bei diesen Familien oft auch üblich, dass die Kinder für mehrere Monate oder sogar ein Jahr bei den Großeltern in Asien leben! Da wie gesagt oft beide Eltern arbeiten, gibt es in vielen Familien eine Nanny, die nach der Schule Hausaufgabenbetreuung macht und die Kinder zu Sport oder Musikunterricht bringt. Hier in Davis sind das oft Studenten der Erziehungswissenschaften, die sich so ihr Studium mitfinanzieren.
6) Wie wichtig ist Euch die Familie?
Mein Mann ist in einer weitverzweigten Großfamilie im San Francisco Chinatown aufgewachsen. Ihm ist Familie sehr wichtig. Ich sehe meine Familie seit 1998 höchstens alle zwei Jahre mal, daher sind für mich gute Freunde zur Familie geworden. Wir sind als Familie sehr unternehmungslustig. Mein Sohn war zu seinem 1. Geburtstag zum ersten Mal auf dem Zeltplatz und seitdem sind wir immer abenteuerlustiger geworden. Wir sind auch als Familie gerne zusammen in unserem Bauerngarten oder basteln zusammen in der Garage.
Quelle: Sonja privat |
7) Jede Kultur hat ihre traditionellen Gerichte. Was essen Kinder in Kalifornien gerne?
Mac & Cheese (Käsenudeln) geht immer! Corn dogs (Wiener Würstchen in Maismehlhülle) und Burritos sind auch sehr beliebt. Natürlich gibt es auch so die klassischen amerikanischen Gerichte die man aus Kinofilmen so kennt (Burgers etc.), aber da Kalifornien so international ist und gleichzeitig die Landwirtschaft so wichtig ist, hat sich eine kalifornische Küche etabliert. Die ist sehr von frischem Gemüse, der asiatischen und mexikanischen Küche beeinflusst.
8) Und sieht die Brotdose für die Schule genauso aus, wie bei den deutschen Kindern?
Da die Schule über einen 3/4 Tag geht, gibt es in der Regel eine Schulkantine wo die Kinder warmes Mittagessen bekommen. Je nach Familie können die Kinder aber auch ihr eigenes Essen mitbringen. Und das ist dank der Vielfalt der Kulturen hier in Kalifornien reichlich bunt gemischt. Mein Sohn hat ganz klassisch meine deutsche Vorliebe für belegte Brote und süß-saure Gurken geerbt. Mein Mann findet das sehr witzig.
Quelle: Sonja privat |
9) In Deutschland schlafen die Babys und Kinder früh in eigenen Betten und Kinderzimmern oder die Familien haben sogenannte Familienbetten. Wie schlafen die Babys und Kinder in Kalifornien?
Die Vereinigung der amerikanischen Kinderärzte empfiehlt, dass Kinder im ersten Lebensjahr im Schlafzimmer der Eltern in ihrer eigenen Krippe schlafen. Viele Eltern haben im Stillalter ein Beistellbett und später dann eine Krippe im Schlafzimmer. Es ist aber sehr unterschiedliche. Einige Eltern haben ganz amerikanisch-traditionell ihre Babies von Anfang an mit Babymonitor im eigenen Kinderzimmer, andere Eltern haben die Kinder in der Krippe im Elternschlafzimmer und wieder andere schwören aufs Familienbett. Ich hatte meinen Sohn erst in der Krippe direkt neben meinem Bett, hauptsächlich weil ich erst mal das Verhalten meiner beiden Katzen abschätzten wollte. Als er dann 9 Monate alt war, ist er ins Familienbett umgezogen.
10) Was ist in der Erziehung von amerikanischen Kindern in Kalifornien anders, als bei deutschen Kindern?
Das ist für mich schwierig zu beantworten, weil ich schon so lange aus Deutschland weg bin und sich in den letzten 20 Jahren dort bestimmt auch einiges geändert hat. Ich glaube der einzige große Unterschied ist, dass die Kinder früher aus dem Elternhaus ausziehen. In der Regel sind die meisten direkt nach dem Schulabschluss mit 18 Jahren aus dem Haus.
11) Wie wichtig ist der Glaube und gibt es besondere Festtage?
In Kalifornien ist das sehr gemischt. Es gibt regelmäßige Kirchgänger, wobei ich da auch die verschiedenen Tempel und Moscheen dazu zähle. Und natürlich auch Familien die nur zu Weihnachten gehen, oder auch gar nicht gläubig sind. Der allerwichtigste Familienfesttag ist natürlich Thanksgiving (Erntedank) mit dem klassischen Truthahn. Der ist gefolgt von Weihnachten, den Christen traditionell feiern, und Nicht-Christen traditionell mit einem Mittagessen beim Chinesen feiern (ja, echt!). Der 4. Juli mit Parade und Feuerwerk wird gefeiert, und an Memorial Day Ende Mai (eigentlich der Volkstrauertag) wird traditionell die Grillsaison begonnen.
Quelle: Sonja privat |
12) Lebt ihr zu Hause mehr wie eine deutsche oder wie amerikanische Familie?
Unser Thanksgiving-Foto sagt alles: amerikanischer Truthahn und Schinken, chinesischer Reis, Rotkraut, Farofas (brasilianisch), Kürbis-Pie, Salat. Was halt gerade am besten passt :-) Obwohl ich selbst glaube ich doch sehr kalifornisch-amerikanisch geworden bin.
Vielen Dank liebe Sonja für den tollen Einblick in das Mamasein in Kalifornien.
***
Wenn
Ihr auch eine Mama in einem anderen Land seid und Lust habt, bei meiner
neuen Reihe mitzumachen, meldet Euch unter
info(at)zuckersuesseaepfel.de. Ich freue mich darauf.
Und hier könnt Ihr alle bisherigen Interviews in meiner Reihe "Mamasein in ..." noch mal nachlesen:
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Mamasein in Laos
Mamasein in Malawi und Papua Neuguinea
Mamasein in Norwegen
Mamasein in Dubai
Mamasein in den Niederlanden
Mamasein in New Mexiko
Mamasein in Schottland
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Ich frage mich schon lange, warum das deutsche Wort "Kindergarten" ins Englische übernommen wurde bzw. zur Hälfte (Kindergarden)?
AntwortenLöschenLG Sandra
Das habe ich auch schon mal überlegt, weiß aber leider nicht die Antwort.
LöschenLiebe Grüße, Tanja