Vor einiger Zeit schrieb mir die liebe Corinna, die uns schon mal etwas über das „Mamasein in den Niederlanden“ erzählt hat, dass sie nun auch Hühner haben. Und zwar ganz besondere Hühner, die sie von einem niederländischen Verein aufgenommen haben, der „ausgediente“ Hühner aus Massentierhaltung rettet und ihnen ein neues Zuhause schenkt. Corinna erzählt uns heute, wie das Leben mit ihren geretteten Hühnern so ist.
Wie konnte ich nur so lange ohne Hühner leben?
“Wie konnte ich nur so lange ohne Hühner leben?!” Als ich Tanjas Satz vor ein paar Wochen auf Instagram las, wusste ich genau, was sie meinte. Neben dem wohligen Bullerbü-Feeling, das Hühner schon allein durch ihre Geräusche verbreiten, sind es wirklich interessante Tiere und ich bin jeden Tag dankbar, dass sie seit einigen Monaten tagtäglich in unserem Leben sind.
Isabelle en Annabelle in de sneeuw
Vor einigen Jahren fiel mir in einem meiner Lieblingsläden in Amsterdam ein Buch über gerettete Legehennen in die Hände, „Annabelle und Isabelle in de sneeuw”, übersetzt „Annabelle und Isabelle im Schnee”. Geschrieben wurde es von der Gründerin von „Red een legkip“. Die Organisation hatte es sich zum Ziel gemacht, möglichst vielen Legehennen nach ihrem stressigen Leben in der Massentierhaltung vor dem Schlachter zu bewahren und ihnen so noch für ein paar Jahre ein schönes Leben zu gönnen. Irgendwann, sagte ich mir, würde ich vielleicht auch einmal solche ausrangierten Legehennen aufnehmen.
Wie wir auf das Huhn kamen
Inzwischen wohnen wir in einer niederländischen Stadt an der deutschen Grenze und haben zwei Mädchen, die sich sehnlichst ein Haustier wünschten. So entschieden wir uns in diesem Sommer, in dem wir eigentlich nach Schweden fahren wollten, vier Hennen von “Red een Legkip” bei uns aufzunehmen. Ein schwedenrotes Hühnerhäuschen im Garten sorgte dafür, dass Bullerbü zu uns kam, wenn uns Corona schon nicht erlaubte, nach Schweden zu fahren.
Das neue Leben und ein trauriger Moment
Es war wunderschön zu sehen, wie unsere Hühner von Tag zu Tag zutraulicher wurden und die Federn nachwuchsen, die zuvor durch Stress ausgerupft wurden. Wir erlebten, wie sie das erste Mal in der Erde graben, Gras fressen und echt als Huhn leben konnte. Alles war neu: der Regen, die Sonne, das Sandbad, das abwechslungsreiche Futter und vor allem der Platz für das einzelne Huhn und die Ruhe. Wir verliebten uns von Tag zu Tag mehr in unsere vier Mädchen.
Eines Tages fing eines der Hühner plötzlich an zu humpeln. Der Tierarzt konnte nichts finden und verschrieb Schmerzmittel. Doch zwei Tage später lag Liefje, die eine Stunde zuvor noch zum Futternapf gehumpelt war, plötzlich tot im Stall. Das war natürlich ein großer Schock und sehr traurig. Nach einiger Recherche und Rücksprache mit der Dame von „Red een Legkip“ gehen wir von einem Herzinfarkt aus. Denn so schön es auch ist, diese Hühner aufzunehmen und ihnen ein neues Leben zu ermöglichen, sollte man sich immer bewusst sein, dass diese Tiere wirklich physisch als auch psychisch am Ende ihrer Kräfte sind. Trotzdem denke ich, dass jeder Tag, den diese Tiere noch in Würde verbringen dürfen, es Wert ist, sie aufzunehmen.
Von der vegetarischen zur veganen Ernährung
Nachdem ich mir jahrelang eingeredet hatte, dass biologische Eier doch ethisch gut zu vertreten sind, brauchte es für mich mit 40 Jahren dieses persönliche Erlebnis um meinen Ernährungsstil noch einmal zu hinterfragen und mich ab jetzt nicht nur vegetarisch, sondern vegan zu ernähren. Tatsächlich sind die Haltungsbedingungen bei Bioeiern, insbesondere bei Demeter, im Vergleich am besten, denn die Tiere dürfen jeden Tag stundenweise an die frische Luft und haben relativ gesehen am meisten Platz (6 Hennen pro Quadratmeter im Stall). Doch nichtsdestotrotz ist es auch hier so, dass die weiblichen Biohühner meistens aus Betrieben kommen, in denen alle männlichen Küken getötet werden, sie während ihrer Legezeit viel Stress ausgesetzt sind und sie selber nach einem Jahr ausgedient haben. Demeter und Initiativen wie „Bruderhahn“ oder „Haehnlein“ verzichten auf das Schreddern oder Vergasen der Küken. Hier werden die Hähne erst getötet, wenn sie fünf bis sieben Monate alt sind. Hühner haben übrigens eine Lebenserwartung von fünf bis neun Jahren.
Rettet das Huhn
In Deutschland gibt es die Organisation “Rettet das Huhn”, die sich ebenso für ein artgerechtes Hühnerleben nach der Eierproduktion einsetzt. Hier besteht allerdings der Unterschied, dass „Rettet das Huhn” dem Landwirt nicht einzelne Hühner abkauft, sondern alle Hühner eines Betriebs aufnimmt und an tierliebe Menschen vermittelt. Das geschieht auch hier am Ende der “Produktionszeit” also wenn die Hühner ca. 12 bis 14 Monate alt sind, ihre Legeleistung nachlässt und die Qualität der Eierschale abnimmt.
Sowohl “Red een legkip” als auch “Rettet das Huhn” setzten bestimmte Voraussetzungen für die Adoptierenden voraus. Dazu gehört eine artgerechte Haltung und natürlich auch, dass die geretteten Hühner einen natürlichen Tod sterben und nicht geschlachtet werden.
Einfach Huhn sein
Nie hätte ich gedacht, dass die geretteten Hühner sich so schnell und leicht an ihr neues Leben gewöhnen würden. Unsere drei Damen haben alle einen ganz eigenen Charakter. Hennie eine wirklich wilde Hilde, die es nicht abwarten kann bis man morgens das Gatter des Auslaufs öffnet und sie mit großer Begeisterung scharren und nach Regenwürmer suchen kann. Sie kommt in Windeseile angerannt, wenn es gekochte Eier oder Spagetti gibt, macht sich dann aber auch schnell wieder aus dem Staub. Dabei legt sie von allen drei die meisten Eier. Fientje ist so richtig gemütlich und am zutraulichsten. Sie springt auf den Schoß und lässt sich streicheln. Und Bertje ist am schüchternsten und “erzählt” von allen Hühnern am meisten.
Im Buch „How to speak chicken”{Partnerlink} erzählt die Autorin alles über die Sprache und das Sozialleben der Hühner. Hühner sind wirklich intelligente und interessante Tiere und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass viele von ihnen noch in ihren letzten Lebensjahren die Möglichkeit bekommen, einfach nur Huhn zu sein.
Falls auch ihr die Gelegenheit habt, „ausgediente“ Legehühner aufzunehmen, findet ihr mehr Informationen unter rettetdashuhn.de.
Vielen Dank liebe Corinna, dass Du mir geschrieben und uns allen von Euren Hühnern erzählt hast. Wir wünschen Euch alles Liebe und weiterhin viel Freude mit Euren Tieren.
Herzlich
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